Für Pinocchio, unser rotes Dinghy, hatten wir bereits in Deutschland einen 5 PS-Motor. Das war ganz nett,
aber was fehlte, war Speed – und das natürlich umso mehr, wenn wir nicht nur zu zweit, sondern auch zu viert unterwegs waren. Daher träumten wir schon lange von einem 9.9 PS Außenborder. Da wir noch etwas sparen mussten, warteten wir noch ein wenig und trösteten uns mit dem Gedanken, dass der Außenborder in Spanien oder Portugal schon auf uns warten würde und das vielleicht sogar zu einem besseren Preis als in Deutschland.
Weder in den Niederlanden, noch in Belgien oder Frankreich machten wir uns Hoffnungen, auf ein gutes Angebot. Aber in Portugal könnte es etwas werden, dachten wir. Also suchten wir in Porto, Portugals zweitgrößter Stadt und in der Hauptstadt Lissabon. Leider ohne Erfolg! Also mussten wir weiterhin warten und auf unser Glück auf den Kanaren hoffen.
Die vier Tage von Cascais (Lissabon) nach Porto Santo, einer kleinen zu Madeira gehörenden Insel, vergingen wie im Flug. Endlich angekommen bauten wir Pinoccio, unser Dinghy, auf. In Porto Santo lagen wir vor Anker und mussten, um in den Hafen und zur Stadt zu gelangen, mit dem Dinghy fahren. Im Hafen selbst wollten wir, wie schon viele andere Segler, unser Schiffslogo an die bunte Kaimauer malen. Und dafür benötigten wir die Hilfe von Pinocchio!
Das Malen des Logos war ein Akt der besonderen Art, über den wir ein anderes Mal berichten werden. Als dieses Wunderwerk jedenfalls vollbracht war und sich Pinocchio mit uns vier an Bord endlich zur Gepetho zurück gequält hatte, stoppte die Crew der Segelyacht Mamosa bei uns auf und fragte, ob wir vielleicht auf ein kleines Picknick an der Kaimauer Lust hätten, da Martin (auch von der Mamosa) nun auch deren Logo anzeichnen wolle. Der Blick auf Monicas Picknickkörbchen ließ uns nicht lange überlegen – das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Also fuhren wir wieder zurück. Mit Sanna (dem kleinsten Crewmitglied der SY Mamosa) spielten und badeten wir ein wenig im Wasser und ließen uns wie Surfbretter an den Strand treiben. Es war ein herrlicher Tag, welcher leider viel zu schnell zu Ende ging. Da wir mit unserem 5 PS Außenborder deutlich langsamer waren als die Crew der SY Mamosa mit ihren 9.9 PS, fuhren wir schon etwas früher los.
Unsere Eltern konnten unseren Ehrgeiz, Erster am Ankerplatz zu sein, nicht nachvollziehen. Doch das sollte sich ändern. Wir waren schon einige Minuten entfernt und tuckerten mit Pinocchio auf die Gepetho zu, als die Crew der SY Mamosa gnadenlos an uns vorbeizog. Es schien, als würden sie uns auf dem Wasser stehen lassen!
Das war der magische Moment, in dem nicht nur für uns sondern für uns unsere Eltern feststand, dass wir einen neuen- schnelleren!- Motor brauchen.
Wir suchten und suchten ohne Erfolg: Auf Lanzarote schauten wir uns auf der ganzen (!?!?) Insel nach Bootshändlern um. Wir fanden ganze sechs Läden, jedoch drei von ihnen hatten gar keine Motoren und die vorhandenen Motoren hatten entweder zu viel oder zu wenig PS. Also verließen wir auch den schönen Hafen Rubicon ohne neuen Motor :-(.
Auf Teneriffa stieg die Laune exponential mit der Hoffnung auf einen neuen Motor, den ganz in der Nähe des Hafens waren gleich mehrere Chandlerys. Gleich am zweiten Tag machten wir uns zielstrebig auf den Weg zum erstbesten Laden, welcher leider aufgrund eines Feiertags geschlossen war. So standen wir draußen und drückten unsere Nasen an der Schaufensterscheibe platt, um herauszufinden, ob das Objekt unserer Begierde vielleicht von außen schon auszumachen war. Einen 9.8 oder 9.9 Außenborder entdeckten wir nicht, aber zumindest waren dort zwei Außenborder aufgebockt. Das war doch schon einmal ein guter Anfang. Auch die anderen Läden waren entweder geschlossen oder hatten kein entsprechendes Angebot für den gewünschten Außenborder. Also hieß es noch einen weiteren Tag warten. Am darauffolgenden Tag machten wir uns ein zweites Mal auf den Weg und dieses Mal mit Erfolg! In dem Laden, an dessen Scheiben wir zuvor schon unseren Nasenabdruck hinterlassen hatten, erfuhren wir, dass wir dort tatsächlich den 9.9 PS Suzuki Außenbordmotor erhalten können, den wir uns so sehnsüchtig gewünscht haben.
Das Ganze hatte nur einen Haken: Der Verkäufer erklärte er uns, dass es ein bisschen dauern würde, bis der Motor da sei, denn der Motor war noch auf LANZAROTE in seinem zweiten Bootsshop – direkt am Hafen in der Marina Rubicon, in der wir zuvor 14 Tage lagen. Als wir ihm erklärten, dass wir gerade von dort kamen, mussten wir alle lachen, denn das war tatsächlich der einzige Shop, in dem wir auf Lanzarote nicht geschaut hatten, weil er so teuer aussah. Der Preis, den uns der Händler vorschlug, war zwar insofern in Ordnung, aber die anschließende Internetrecherche brachte ein wenig Verwirrung, um genau zu sein Panik, ins Spiel: Dort wurde der Suzuki 9.9 mit 45kg angegeben, was für unser Dhingy zu schwer gewesen wäre. Es war zum Heulen. Resigniert verließen wir den Laden, ohne den Kauf zu tätigen.
Bei einer kalten Cola diskutierten wir innerhalb der Crew die noch bestehenden Möglichkeiten und versuchten noch etwas zu recherchieren. Eine andere Website beschrieb den 9.9 Suzuki mit nur 40kg, was für unser Dinghy gerade noch so ok wäre. Was stimmte denn nun??? Es stellte sich sodann heraus, dass Suzuki, nicht wie viele andere Hersteller, einen kleineren und damit leichteren 9.8 Motor und einen schwereren 9.9 Motor verkauft, sondern zwei verschiedene Motoren: Es gibt die 9.9A-Version (entsprechend 9,8 PS bei anderen Herstellern) mit 40 kg sowie die 9.9 B-Version (entsprechend 9,9 PS bei anderen Herstellern)mit 47 kg! Zum Glück war der Motor auf Lanzarote, der uns angeboten wurde, die A-Version. Freudestrahlend gingen wir zurück dem Händler und stiegen siegessicher in die Verhandlungen ein. Nur wenige Minute später war der Deal perfekt und zum neuen Außenborder hatten wir dem Verkäufer zusätzlich noch eine Pinnenverlängerung aus dem Kreuz geleiert.
Jetzt mussten wir nur noch drei Tage warten und dann war er da: unser Schätzchen!
Was für ein Tag – das war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen! Zunächst einmal schauten wir dem Prachtstück unter die Haube und entdeckten pure Energie!
Die darauffolgenden Stunden verbrachten wir damit, wir mit unseren schwedischen Freunden von der SY Nausica, die ebenfalls einen neuen Motor sowie ein neues Dinghy bekommen hatten, durch das Vorhafenbecken zu cruisen.
Wir mussten uns schon ganz schön disziplinieren, um nicht Vollgas zu geben, da Jiminy, wie unser kleiner Freund nun heißt ( wer Pinocchio kennt, der weiß, dass die kleine Grille Jiminy Pinocchios Weggefährte ist), zunächst eingefahren werden muss.
Aber: das Dinghyrace wird kommen. Schon jetzt steht für uns fest: Krasse Scheiße – was für ein geiles Ding! Jiminy surrt leise und beständig wie es sich für eine echte Grille gehört – das ist wie Musik in unseren Ohren.