In Baiona wurden wir bereits von anderen Seglern vorgewarnt, dass das Segeln vor der portugiesischen Küste aufgrund der vielen Fischernetze etwas unentspannter sein würde. Wir hatten auch an der spanischen Küste diverse Abschnitte, in denen viele –zum Teil schlecht erkennbare- Netze und Körbe ausgelegt waren, aber Portugal toppte dieses wirklich um ein Vielfaches. Über Stunden, auch weit außerhalb der üblichen Fischerei-Zonen, suchten wir uns also nun einen Weg durch das Fischernetz-und –korb-Labyrinth, denn so ein olles Ding wollten wir auf keinen Fall um die Schraube der Gepetho gewickelt sehen; Tauchequipment an Bord hin oder her. Viele der Netze und Körbe lagen sogar bei unglaublichen 130m-Tiefe, wo man als Segler üblicherweise keinerlei Fischereitätigkeit erwarten würde. Viele der Bojen hatten schon kein Fähnchen mehr bzw. nur noch klägliche Fähnchenreste und waren in der strahlenden Sonne häufig erst kurz vor dem Bug erkennbar. „ Wohl von einem anderen Schiff abgefahren“, vermuteten wir, wenn mal wieder eine Boje ohne Markierung dicht am Rumpf unserer Gepetho vorbeizog. Um unsere Möglichkeiten maximal auszuschöpfen, wechselten wir uns regelmäßig damit ab, so dass zwei von uns Ausguck hielten und dem Rudergänger rechtzeitig die erforderlichen Ausweichmanöver anzeigten, während ein Anderer wiederum für die Kartenarbeit zuständig war, so dass die gesamte Crew Hand in Hand arbeitete. Und damit sind wir gut und ohne böse Überraschung gefahren.
Wenn während des Segelns mal wirklich nichts zu tun ist, dann lesen wir, halten Ausschau nach Delfinen und Walen, dösen oder spielen ein Spiel, z.B. „Ich packe meinen Koffer und ich packe ein….
Daneben kochen oder backen wir, checken die Wetterdaten und das Wetter um uns herum oder bewundern einfach das Meer, das immer und immer wieder anders aussieht. Es fehlt uns draußen auf dem Meer wirklich an Nichts- außer an Langeweile.
Portugal hat nicht so viele geeignete Häfen zu bieten. Da wir – auch aufgrund unseres unfreiwilligen Boje-über-Bord-Manövers, das immerhin eine Stunde Zeit in Anspruch genommen hatte – schon sehr spät dran waren, es schon dunkel wurde und gerade ein Gewitter aufzog, entschieden wir uns für den Hafen von Leixões (an der Küste von Porto). Dieser offenbarte sich leider als große Enttäuschung und stellte im Vergleich zu allen anderen bisherigen Häfen eine wirkliche Ernüchterung dar. Alternativ hätten wir die Küste noch eine Stunde hinauffahren können und dann in den Fluss Douro einbiegen können, um dort, wie unsere norwegischen Segelfreunde, in den Hafen zu fahren. Aber eben diese Stunde fehlte uns und so wählten wir Leixões.
Also fuhren wir bei Regen und aufziehendem Gewitter in den Hafen ein. Gut zwei Dutzend Fischerboote aller Größen lagen aufgereiht wie an einer Perlenschnur im Hafen und ein Lotsenboot kam uns mit hoher Geschwindigkeit und ebenso viel Schwell entgegen. Die Boxengasse war eng, aber ganz vorne am Steg wähnten wir einen noch freien Liegeplatz. Der Skipper drehte das Heck und fuhr nun rückwärts – aufgrund des Radeffekts und der damit einhergehenden Drehung des Schiffes nach links nicht unbedingt unsere Lieblingsfahrtrichtung- bei strömendem Regen, Schwell und ordentlich Wind rückwärts. Das Anlegemanöver klappte ausnehmend gut und wir beglückwünschten uns mal wieder zu der hervorragenden Crewzusammenarbeit.
Die per pedes erreichbare Umgebung – und wir sind recht gut zu Fuß unterwegs – bot nichts, dessen Erwähnung es hier wert wäre. Aber die Anbindung nach Porto war gut und so machten wir uns auf, die 238.000 Einwohner zählende Stadt zu erkunden, deren Entwicklung bereits auf das Jahr 540 zurückgeht. Das historische Zentrum von Porto ist UNESCO-Welterbe.
Wir entschieden uns für den Weg von Leixões in die Innenstadt von Porto für die Buslinie 601, welche in 45 Minuten die Küste entlang und dann den Douro hinaufführte und, obwohl ein normaler Linienbus, schon fast als Sightseeing-Tour zu bewerten ist. Wir saßen ganz vorn oben im Doppeldeckerbus, die Glasscheibe vollflächig in der Front, so dass wir einen totalen Überblick hatten.
Der Busfahrer quälte den Bus mit beachtlicher Geschwindigkeit und viel spanischem Temperament durch enge Gassen und Kreisel, was uns zeitweise ordentlich Schweißperlen auf die Stirn trieb, da uns Hausecken, Laternen und Bäume oftmals näher kamen als uns lieb war. Ansonsten genossen wir jedoch den wunderbaren Ausblick auf die Küste, den Douro und die Stadt Porto.
In der Innenstadt angekommen, haben wir unsere Erkundungstour am Rathaus, dem Camara Municipal do Porto, gestartet.
Was für ein imposantes Gebäude! „Hier wäre ich auch gerne Bürgermeister!“, stellte Julius fest und nahm mit Marlon schon mal seinen Platz auf dem roten Teppich ein.
Uns haben es besonders die zahlreichen barocken Kirchen und Gebäude sowie die engen dicht bebauten und gewundenen Gassen mit den reich verzierten Fassaden angetan.
Julius und Marlon liefen tapfer Kilometer um Kilometer und Stunde um Stunde mit uns durch die Stadt und klapperten eine Sehenswürdigkeit nach der anderen ab.
In der prunkvollen Igreja dos Clerigos lauschten wir einem wunderschönen Orgelspiel und versuchten währenddessen zumindest im Ansatz ein paar der kunstvollen vielen Details zu erfassen.
An der Igreja dos Carmelitas Descalcos bestaunten wir zunächst die an der Außenfassade befindlichen Azulejos, die wunderschön bemalten Keramikfliesen, die so typisch für Portugal sind. Die wetterfesten Azulejos schmückten ehemals nur das Innere von Kirchen, Klöstern und Palästen und wurden erst seit dem 19. Jahrhundert auch an Außenwänden angebracht. Die häufigsten Motive sind religiöser Art, ansonsten sind aber auch häufig Schiffsmotive, Blumen oder Vögel zu finden.
Nachdem wir bereits von der Außenfassade der Igreja dosCarmelitas Descalcos beeindruckt waren, fühlten wir uns auch hier vom Inneren in Anbetracht des vielen Goldes nahezu erschlagen,
stellten dann jedoch fest, dass es offensichtlich möglich ist, den Goldanteil in einer Kirche noch erheblich zu steigern. Das war uns dann nun wirklich zu viel, so dass wir einen kleinen Pitstopp beim Hard Rock Café einlegen mussten, um wieder etwas Erdung zu bekommen.
Es folgten weitere Kilometer mit Kirchen, Gassen und Fassadenschönheiten
als Julius schlussendlich bei der Kathedrale von Porto, der Sé do Porto,
die Kräfte und die Begeisterung für all die dargebotene Kultur schlagartig verließen. Mittels eines Sitzstreiks nach der Besichtigung der sakralen Kunstschätze
machte er uns unmissverständlich klar, dass er nur noch eines wolle: zurück nach Hause auf die Gepetho.
Da er jedoch ein großartiger Schauspieler ist, gelang es ihm, scheinbar mühelos, für ein letztes Selfie in dieser imposanten Umgebung -gleich einem Wettstreit mit all dem von uns bewunderten Gold- um die Wette zu strahlen,
um sogleich danach die Mundwinkel wieder tief nach unten sinken lassen.
Uns schwante als Eltern, dass wir es an diesem Tag wohl doch etwas übertrieben hatten und gelobten ernsthaft Besserung.
Marlon verweilte, um etwas entspannen zu können, längere Zeit in der ansonsten menschenleeren Sakristei der Kathedrale und ganz in Gedanken murmelte er vor sich hin: “Oh, das müsste Tanja (unsere Pastorin zu Hause) jetzt sehen! Ich wüsste nur zu gerne, was sie wohl davon halten würde.“
Selbst die Madonnenfiguren im Gewand des Spidermans oder des Batmans konnten Julius nun in Anbetracht seiner Kraftlosigkeit nur noch ein desinteressiertes Schulterzucken entlocken.
Es gibt in Momenten wie diesem nur eines, was Julius erheitern kann:
E S S E N 😉
Und so ließen wir einen wahrhaftig beeindruckenden Tag – Kopf, Foto und Handy voller Bilder und neuer Informationen- bei einem späten Abendessen um 21:30 in Porto ausklingen du genossen dabei die Atmosphäre der im Dunkeln beleuchteten schönen Fassaden.
Das Problem war nur, dass wir ja noch 45 min Rückfahrt mit dem Bus nach Leixões sowie die 3 km von der Bushaltestelle zu Fuß zum Hafen vor der Nase hatten. Wir warteten bis nach dem Essen, um diese „frohe Botschaft“ zu verkünden. Als die Jungs von diesem Plan hörten, schien auf einmal alles vorbei zu sein- sie waren sprachlos und starrten uns lediglich mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. Aber das Schicksal meinte es gut mit uns allen, denn wir verpassten den Bus nach Leixões um Haaresbreite und orderten uns stattdessen, jeder für sich auch ein wenig dankbar, ein Taxi. Der Taxifahrer versprach uns, in nur unglaublichen 15 min für 15 € (statt 45 Minuten mit dem Bus und 30 min Fußweg für knapp 8 €) am Hafen zu sein. Ein solch attraktives Angebot konnten wir auf keinen Fall ausschlagen. „Aber sie wussten nicht, was sie taten…“, so könnte man es am besten zusammenfassen. Denn die folgenden 15 Minuten erinnerten mehr an die DTM-Meisterschaft, denn der Taxifahrer fuhr wie ein Verrückter. Mit 120 km/h raste er durch die 50er-Zone. Wir schickten ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel und waren froh, all die Kirchen besucht zu haben. „Vielleicht hilft es ja,“ versuchten wir uns selbst zu beruhigen, während wir unsicher lächelnd einander die Hand drückten, was letztlich einen wahrlich kläglichen Versuch darstellte, dem Sitznachbarn ein wenig Sicherheitsgefühl zu vermitteln… Wir kamen nach tatsächlich nur 15 min – schweißgebadet und glücklich, überlebt zu haben -im Hafen in Leixões an und verließen fluchtartig nach dem Bezahlen das Fahrzeug. Unsere gute Kinderstube war für einen Moment lang vergessen: kein „Obrigado“, kein „ boa noite“ und erst recht kein „até a vista“ (bloß nicht!!!).
Leider spielte das Wetter nicht ganz so mit wie wir es uns erhofft hätten, so dass wir ein wenig länger als uns lieb war, in Leixões ausharren mussten. Der große Schwell draußen auf dem Atlantik war in diese Tagen wirklich unangenehm und diverse Segler draußen berichteten von ruppigem Nordwind und unangenehmem kreuzenden Wellen draußen. Vor der Küste Portugals baut sich schnell ein ordentlicher Seegang auf, welcher dann das Segeln unkomfortabel macht. Da wir keinen Zeitdruck verspürten, verzichteten wir dankend auf den sogenannten Kotz-und Geigenkurs und experimentierten stattdessen ein wenig mit unserem heißgeliebten Omnia. Der Omnia ist eine Art Backform, kreisrund mit einem Loch in der Mitte und dient uns in Kombination mit einem kleinen Gaskocher als Ofenersatz. Darin backen wir Brot, Kuchen, machen Aufläufe, Eintöpfe,…. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und es ist festzustellen, dass in unserem Seglerumfeld eine wahre Omnia-manie ausgebrochen ist, vergleichbar mit der Hysterie um den Thermomix zu Hause, nur mit dem Unterschied von schlappen 1.162,50 €, denn der Omnia kostet nur 36,50 € ;). Und so verwöhnen wir uns alle gegenseitig mit neuen Kreationen, teilen Rezepte und Inspirationen und infizieren damit immer weitere Segler, die vom Duft all der im Omnia zubereiteten Gerichte dutzende Meter weit aufmerksam werden.
Am 31.08.2018 verließen wir Leixões endlich in Richtung Cascais in der Nähe von Lissabon und der Logbucheintrag spricht Bände:“Puhhh, stinkt das hier im Hafen nach totem Fisch! Und überall schwimmen sie- zu Hunderten- seitlings oder bäuchlings, mit oder auch ohne Kopf um die Boote herum und die aufgequollenen glasigen Augen scheinen uns regelrecht vorwurfsvoll anzuglotzen. Dazu schwimmt hier jede Menge Müll. Es ist genau wie am ersten Tag hier, nur mit dem Unterschied, dass heute die Sonne scheint. Aber dieser Umstand macht es nur optisch erträglicher. Olfaktorisch bewirkt die Sonne das genaue Gegenteil. Der Hafen scheint eine gigatischgroße Fischsuppe zu sein, die bis zum Himmel stinkt. Nicht einmal mehr die Möwen lassen sich heute hier noch auf der Kaimauer nieder. Wir legen ab – 3 Stunden früher als ursprünglich geplant.“ Darunter findet sich noch ein kleiner Nachtrag:“ Katastrophale sanitäre Anlagen, kein Toilettenpapier (das sollte man vorher wissen…), Schimmel und nur notdürftig reparierte Steganlagen – NIE WIEDER LEIXÕES!“ Dem haben wir auch im Nachgang nichts hinzuzufügen.
Ursächlich für die stinkige Brühe war übrigens, dass der Yachthafen in mitten eines großen Fischereihafens liegt und der Wind, wenn er aus einer bestimmten Richtung weht, die ganzen Fischreste und Müll der Fischereiflotte durch die Einfahrt des Yachthafens in den Hafen drückt. Wer Porto erkunden und eine schöne Zeit verbringen möchte, dem raten wir an, einen Bogen um Leixões zu machen. Und so denken wir beim Schreiben dieser Zeilen an die 4 armen jungen Mädchen, die wir an unserem ersten Tag in Leixões im Hafen kennengelernt haben und die dort für 4 Wochen im Hafen ein Hausboot als Behausung für ihre Ferien gemietet hatten – freilich ohne damit den Hafen verlassen zu können. Schlimmer geht immer….
Entgegen manch anderer Segler bevorzugen wir eher längere Schläge und dann ein paar Tage des Verweilens in den Häfen anstatt von einem Hafen zum nächsten zu tingeln und gleich am nächsten Tag wieder aufzubrechen. Dieses passt für uns als Familiencrew besser zu den übrigen Notwendigkeiten wie der täglichen Boat-School, etc. .Wir sind nicht unterwegs, um jeden Ort zu sehen und abzuhaken. Den Anspruch, alles gesehen und erlebt zu haben, haben wir im wahrsten Sinne des Wortes, schnell über Bord geworfen. Stattdessen genießen wir lieber das Leben an Bord und an den von uns besuchten Orten. Sollten wir was verpasst haben, werden wir es uns vielleicht bei einer nächsten Runde anschauen. Aber der Aufenthalt in Leixões hätte gerne kürzer sein können.
Dem glücklichen Verlassen des Hafens von Leixões folgte ein gemütlicher Tag-Nacht-Tag-Törn, mit dem wir weitere Seemeilen nach Süden gemacht haben, was sich auch in den Temperaturen niederschlug.
Begleitet wurden wir auch dieses Mal wieder von einer Vielzahl von Delfinen. Wir unkten, dass die Delfine uns vielleicht gerade deshalb so zahlreich aufsuchten, weil die Gepetho nach dem Besuch des Hafens ins Leixões wie ein Fischkutter müffelte und sie daher so großen Gefallen an uns fanden…
Mit der aufkommenden Dunkelheit erreichten wir Cascais am 01.09.2018 und mussten uns dafür noch einmal durch ein letztes Fischerbojenfeld schlängeln, was aber Dank der Scoutarbeit von Julius und Marlon auf dem Vorschiff, bewaffnet mit unserem Mega-Handscheinwerfer, problemlos gelang.
Trotz unseres späten Eintreffens gegen 22.30 Uhr wurden wir von einem sehr netten Marinero – der Aushang in seinem Büro beeindruckte nachhaltig mit der Information in Form einer Urkunde, dass es sich hierbei um den Marinero des Jahres 2017 handelte- empfangen, welcher uns den „allerletzten verfügbaren Liegeplatz“ zuwies.
Der Platz war tatsächlich super und wir genossen die jetzt vorhandene Wärme in der Nacht mit einem guten „Anleger“.
Cascais stellte einen wunderbaren Ausgleich für die Enttäuschung in Leixões dar. Es handelt sich um ein hübsches kleines Örtchen, einstmals ein Fischerort, das einen doch irgendwie an Cannes & Co erinnert. Bereits im 19. Jahrhundert entdeckten die Lissaboner Cascais mit seinen vielen zum Baden einladenden direkt an den Ort angrenzenden Stränden als Badeort für sich und auch wir fühlten uns dort sehr wohl.
Dort trafen wir auch die deutsche Segelyacht Amity, mit Tanja und Martin, wieder, mit denen wir bereits in Baiona und Leixões nette Bekanntschaft geschlossen hatten. Die Beiden beeindruckten uns nachhaltig mit ihrer Bordversorgung, denn sie haben für diverse Monate getrocknete Lebensmittel – von Erbsen über Obst bis hin zu Hühnerfleisch war alles dabei- an Bord. Alle um die Flüssigkeit reduzierten Lebensmittel sind einzeln in kleinen wiederverschließbaren Boxen sauber aufgereiht in einem Schapp verstaut, so dass die Beiden ein besseres Sortiment als so mancher Supermarkt zu bieten haben.
Im Gegensatz zu uns hatten sie jedoch keine Tauchausrüstung und erst recht keine tauchwütigen Kinder an Bord, die gerne auch mal die vermuschelte Logge und vermuschelte Bugstrahlruder reinigen. Da gegenseitige Hilfe und Unterstützung beim Segeln zur Tagesordnung dazugehören, kamen unsere Jungs der zaghaften Bitte der Crew der Amity, sich das vermuschelte Bugstrahlruder doch vielleicht einmal anzusehen, sehr gerne nach
und wurden mehr als reich dafür entlohnt! Die Crew der Amity schenkte uns ein Familienstarterset sowie eine große Auswahl weiterer Öle von dõterra sowie ein Buch zur Erklärung der Anwendungsmöglichkeiten.
Wir waren sprachlos in Anbetracht dieses wertvollen Geschenks, das sich im Nachgang als absoluter Volltreffer herausstellte. Marlon leidet beim Segeln hin und wieder unter Seekrankheit. Da wir möglichst keine Medikamente verwenden wollen, bleiben Superpep und Co, die wohl allen (zumindest aber den hin und wieder unter Seekrankheit leidenden) Seglern bekannten Medikamente, in der Regel im Medikamentenkoffer verstaut. Wir versuchen unser Glück üblicherweise mit 500 mg Vitamin C am Vortag des Segeltörns und währenddessen mit Ingwerwurzel, Akupressur an der Hand und Chinaöl im Genick sowie einem Ohropax im Ohr, um den Gleichgewichtssinn zu beruhigen, während er auf den Horizont blickt. Das hilft oft, aber manchmal kommt es dennoch zum Unvermeidlichen und er füttert die Fische. Seitdem wir jedoch die hochwertigen Öle von der SY Amity haben, haben wir die Seekrankheit gut im Griff. Marlon nimmt im Bedarfsfall mal einen Tropfen Ingwer auf die Zunge und Pfefferminzöl unter die Nase und ins Genick und alles ist schnell wieder gut. Danach kann er sogar stundenlang unter Deck bleiben und sogar einen Film auf dem Laptop schauen oder auf dem Kindle, ohne dass ihm übel wird.
Und für Julius packte die Crew der Amity gleich noch 2 Gute-Laune-Öle ein, falls ihn dieselbe bei einem zu reichhaltigen Kulturangebot mal wieder verlassen sollte: unwiderstehlich gut duftende Wilde Orange und Lemon und das Beste an allem: sie wirken tatsächlich! Und dann waren auch noch Öle dabei, die beim Kochen und Backen verwendet werden können. In Kombination mit unserem kleinen Omnia-Backofen sind das jetzt schier unbegrenzte Möglichkeiten ;). Was für ein gut durchdachtes und liebevolles Geschenk, für das wir uns hiermit nochmals ganz herzlich bedanken.
Wenngleich wir mit unseren tollen neuen Ölen von dõterra nun gut gegen Kraftlosigkeit und Unmut gewappnet waren, wollten wir es für Lissabon dieses Mal ruhiger angehen lassen und etwas weniger Kultur genießen. Nach der letzten „Großstadterfahrung“ in Porto, die ja noch nicht so lange her war, war insbesondere Julius‘ Bedürfnis nach kilometerlangen Stadterkundungen gering und auch uns plagte nicht so recht die Lust. Stattdessen entschieden wir, nur ein wenig in Lissabon Großstadtluft zu schnuppern und einfach gemütlich durch die Innenstadt zu schlendern. Aller Anfang ist schwer, sagt man und für unsere Anreise mit der Bahn nach Lissabon trifft dieses durchaus zu. In Cascais am Bahnhof angekommen stellten wir nämlich fest, dass die Bahnhofsvorhalle voll war: Gut fünf Dutzend Menschen versuchten, an einem der beiden Schalter eine Fahrkarte zu kaufen. „Das dauert Stunden!“, stellten wir fest. Also entschieden wir uns vagemutig, einfach an einem der 4 Fahrkartenautomaten die Bahnfahrtickets zu erwerben. Pro Automat standen maximal 20 Personen vor uns in der Schlange. Das schien uns – zunächst – das kleinere Übel zu sein. Und nach nur 50 min waren wir auch schon an der Reihe. Und da standen wir dann mit all unserem Latein. Englische Sprache an diesem Automaten? Fehlanzeige. Na, egal, Marlon kann ja Spanisch, trösteten wir uns. Wir fuchsten uns durch das Menü und buchten, pfiffig wie wir waren, für uns vier die Hin- und Rückfahrt, also gleich 8 Fahrten. Stolz wie ein Spanier marschierten wir wildentschlossen zu den Drehkreuzen am Bahnsteig. Marlon ging als Erster und reichte die Fahrkarte durch das Drehkreuz wieder zurück. Nun war Julius an der Reihe. Er hielt die Fahrkarte vor den Sensor und es geschah – NICHTS! Wir versuchten es noch ein paar Male, aber es half nichts. Das kam uns nun wirklich spanisch vor, wir verstanden nur noch Bahnhof. Eine Bahnangestellte half uns sodann auf die Sprünge, indem sie erklärte, dass jede einzelne Person eine eigene Fahrkarte benötigt. Es half also nichts. Wir mussten uns wieder in die Schlange am Fahrkartenautomaten einreihen. Dieses Mal waren die Schlangen allerdings bedeutend länger. Nach weiteren 70 Minuten und pro Person jeweils 2 Hin-und Rückfahrten auf der Karte, um den Spaß nicht noch einmal machen zu müssen, standen wir zur Mittagszeit endlich am Bahnsteig
und schmunzelten im Zug über das Hinweisschild, dass mitgeführte Surfbretter nur in bestimmten Bereichen abgestellt werden dürfen.
In Lissabon am Bahnhof angekommen
fallen auch sogleich die diversen Tuk-Tuks auf, welche die Touristen für schlappe 130 €-160 € pro Stunde durch die Stadt kutschieren.
„Nein, danke“, lehnten wir höflich ab.
Wir verbrachten einen gemütlichen Tag
in Lissabon und bereiteten uns dort im Rahmen des Biologie-Unterrichts (um auf der Gepetho für die Schule zu lernen, muss man ja schließlich nicht die sprichwörtliche Schulbank drücken) auf den kommenden Tag vor, an dem wir das Ozeaneum, das Oceanario de Lisboa, besuchen wollten. Wir recherchierten, was es dort zu entdecken gibt und diskutierten hinsichtlich der einzelnen Tiere, wie gut es ihnen im Laufe der Entwicklung gelungen war, sich an die Umgebung und Bedingungen anzupassen und neue ökologische Nischen zu finden. Die Jungs bekamen die Aufgabe, ein kleines Referat über eines der dort befindlichen Tiere vorzubereiten und die weibliche Besatzung der Gepetho, die eigentlich hatte Meeresbiologie studieren wollen, war – zum Leidwesen der übrigen Crew- voll in ihrem Element. Und so wurde die läppische Aufgabe des bloßen Referates um eine kleine Hürde erweitert: das Referat war auf Englisch zu halten, denn wir hatten beschlossen, das Oceanario gemeinsam mit unseren norwegischen Segelfreunden von der SY Mamosa zu besuchen. Dieser Tag war vermutlich eine der wenigen Situationen, in denen die Jungs lieber die Schulbank am THG in Wolfsburg gedrückt hätten aber sie meisterten die ihnen gestellte Aufgabe anstandslos – und fast ohne Widerworte ;).
Die Anreise am kommenden Tag war, dank unserer Erfahrungen und Vorbereitungen vom Vortag, ein Kinderspiel und so posierten die Kids lediglich aus Spaß für ein Miese-Laune-Foto
Bevor wir zum Objekt unserer Begierde, dem Oceanario, gelangten.
Als Erstes betrachteten wir die Kunstausstellung. Es handelte sich sämtlichst um Objekte, die aus Meeresmüll hergestellt wurden.
Die Tragik dieser Ausstellung sprach für sich und so gingen wir schweigend von Objekt zu Objekt und unseren Kindern wurde mehr denn je deutlich vor Augen geführt, warum sie von kleinauf angehalten wurden, Müll, der im Hafenbecken gesichtet wird, zu entnehmen und ordentlich zu entsorgen.
Wir schlenderten von Aquarium zu Aquarium und jeder von uns hatte seine besonderen Lieblinge, bei denen er länger verweilte.
Monika von der SY Mamosa brachte noch eine kleine weitere Aufgabe mit ins Oceaneo, an der wir uns begeistert beteiligten: Sie ist Inhaberin des Kashmirbrands Kashmina of Norway und war nebenher auf der Suche nach tollen Naturmustern, die in einer der künftigen Kollektionen ihre Produkte zieren sollen. Die Vorstellung, bei der Entstehung eines kuschelweichen Schals mit dem Strickmuster eines Leopardenhais oder aber eines winzig kleinen Sandaals
quasi dabei gewesen zu sein, begeisterte uns sehr und so verging der Tag –leider- wir im Fluge.
Nach dem Ozeanum fuhren wir nach einer letzten kleinen Schuleinheit zum Thema „Elemente der Chemie“
mit der Crew der SY Mamosa mit der reich bebilderten Underground
in die Innenstadt und für die Damen wurden langgehegte und im Ozeaneo vertiefte 😉 Sea-food-Träume wahr:
Wenngleich die Zeit an Bord, um den Haushalt zu erledigen, im Vergleich zu vorher nur verschwindend gering ist, ist auch dieses manchmal unerlässlich. Und so haben wir einen der Hafentage in Cascais für einen ordentlichen Bootsputz genutzt. Die Gepetho wurde gründlich von außen und von innen gereinigt.
Leider nahmen wir es mit der Reinigung des Innenraums ein wenig zu genau, denn wir reinigten auch den auf dem Navitisch befindlichen Computer, wenn auch versehentlich. Beim Reinigen des Cockpits hatte sich nämlich eine nicht ganz unbeträchtliche Menge Wasser den Weg durch einen dort befindlichen Kabelkanal ins Innere gesucht. Mit lautem Gepladder flossen ca. 500 ml-1000ml Wasser über den Navitisch und damit auch in den Computer. Durch das Geräusch auf das Desaster aufmerksam geworden, versuchten wir den PC sofort wegzunehmen. Aber dieser war, gegen das Wegrutschen beim Segeln, leider mit 2 Festzurrgurten am Tisch befestigt, so dass die Rettungsaktion länger dauerte als uns lieb war. Die Aufregung an Bord war enorm und die Verzweifelung mindestens ebenso. Aber es half alles nichts. Also öffneten wir das Notebook, um zunächst einmal den Großteil des Wassers zu entfernen und ließen es offen stehend trocknen.
Der Erklärung, dass dieses Foto unter Lebensgefahr gefertigt wurde, bedarf es sicherlich nicht. Selten hat der Skipper einen solch düsteren Gesichtsausdruck… Doch wir hatten Glück im Unglück: der PC hat das Bad im kühlen Nass tatsächlich ohne jegliche Beschädigung überstanden.
Kurz vor unserer Abfahrt freundete sich Julius in Cascais noch mit einem französischen Jungen an, der mit seinen Eltern und seinen 6 (!!!) Schwestern an Bord lebt und ebenfalls in Richtung Karibik unterwegs ist. „Mit 9 Personen an Bord bekommt so eine Reise mit einem Schiff wirklich noch einmal eine ganz andere Dimension“, stellten wir mehr als nur tief beeindruckt fest.
Am 10.09. ging es dann weiter nach Madeira…