Pleiten, Pech und Pannen in Galicien…

Nach Gijon ging es für uns in den äußersten Nordwesten Spaniens, nach A Coruna oder La Coruna, wie es die Spanier nennen, die Hauptstadt Galiciens. Dort haben wir, wie viele andere Langfahrtsegler, längere Zeit verbracht. Zum einen haben wir dort auf einen neuen Tankgeber aus Deutschland und zum anderen auf entspannte Windverhältnisse um das Cabo Finisterre herum gewartet.
A Coruna verfügt über zwei Häfen. Der Stadthafen war uns aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Altstadt zu wuselig. Dort legen unter anderem auch die zahlreichen großen Kreuzfahrtschiffe an.

Wir bevorzugen es dagegen eher ruhig und gemütlich und entschieden uns daher für den nur geringfügig weiter vom Stadtzentrum entfernten Hafen.

Wenngleich dort wesentlich weniger los war, herrschte dennoch, besonders an unserem Steg, ein buntes Treiben. Und die große Anzahl an Schuhen (überwiegend kleinerer Größen), Rettungswesten, Eimern und Keschern all überall ließ auf eine entsprechend große Anzahl an Kids schließen. Die Freude über so viel Abwechslung war mindestens so groß wie die Freude über das Wiedersehen, denn es handelte sich bei den anderen Kids um diejenigen der uns bereits bekannten norwegischen Schiffe Elvira, Emotion und Mamosa, die alle neben uns bzw. uns gegenüber lagen. Kids allen Alters vergnügten sich ohne jegliche Verständigungsschwierigkeiten miteinander. Sie erklärten sich gegenseitig wo sie herkommen, wobei der Ball, den uns Raz, ein Langfahrtsegler, den wir in Gijon kennenlernen durften, tolle Unterstützung geleistet hat. Herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle, Raz. Wie du siehst, hast du den Kids viel Freude bereitet.

Nachdem geklärt war, wer woher kommt, wurde noch schnell beschlossen, dass es nun gemeinsam weitergeht und der Pakt bei uns an Bord mit einer tollen Pancakeparty besiegelt.

30 Pancakes für 8 hungrige Mäuler gingen von der Pantry direkt ins Cockpit und waren verspeist bevor man das Wort Pancake überhaupt buchstabieren konnte.

Ansonsten nutzen die Kids das wirklich saubere Wasser im Hafen für ein ausgiebiges Bad, versuchen “Kacka-Fische” zu fangen und bewundern die handtellergroßen Seesterne, die es hier zu bewundern gibt. Die Antwort auf die Frage, ob Seesterne wirklich sterben müssen, wenn sie an die Luft kommen, wie es Meerwasseraquarianern immer wieder glaubhaft versichert wird, konnte bis dato leider nicht beantwortet werden. Aber insoweit wird natürlich weiter recherchiert.

Wir alle nutzten die Gunst der Stunde des Wiedersehens und verbrachten gemeinsam einen schönen Abend in einem netten Restaurant an unserem „Viel-Nationen-Tisch“ und tauschten uns über die jeweils anstehenden Reiseplanungen aus.

Während ein Teil unserer buntgemischten Seglerrunde in Richtung Mittelmeer unterwegs ist, will der überwiegende Teil in die Karibik, wobei die einen -wie wir – über Madeira und die anderen über Marokko segeln.

Es wurden diverse Tapas und ein guter Tropfen lokalen Weins gereicht. Lediglich die Kids waren von der marinierten rohen Makrele nicht ganz so begeistert,

so dass die Teller Stück für Stück an das Ende der Tafel zu den Herren gereicht wurden, die bei dem Anblick des leckeren Fisches natürlich auch die unterschiedlichen Angeltechniken und das entsprechende Equipment diskutierten und den Bericht der SY Elvira über den Fang des stattlichen Thunas mit Anerkennung und Bewunderung quittierten.

Marlon, als mit Abstand Ältester, genießt bei den Kids – besonders den Mädchen- eine besondere Stellung und wird von allen als “Großer Bruder” angesehen. Und so lässt er es sich auch nicht nehmen, eine seiner “kleinen Schwestern” nach Hause zu tragen.

Unsere Wartezeit auf das Paket mit dem Tankgeber aus Deutschland verbrachten wir mit schönen Strandtagen und kilometerlangen Erkundungsspaziergängen. So haben wir natürlich das Wahrzeichen der Stadt, den Herkulesturm besucht.

Der Torre de Hércules, ein Leuchtturm aus dem Jahr 110 n. Chr , stellt ein UNESCO-Welterbe dar. Der Sage nach soll Hercules selbst diesen Turm errichtet haben und, nachdem er den Riesen Geryon enthauptet habe, dessen Überreste unter dem Turm begraben haben.

Auf einer der Postkarten in der Innenstadt entdeckten wir eine hübsche Skulptur eines Mosaik-Oktopusses. Da es sich beim Oktopus um das Lieblingstier der weiblichen Besatzung der Gepetho handelt, schlugen alle Argumentationsversuche der restlichen Crew gegen den 8 km langen Spaziergang dahin fehl. Die Chance, dort ein Foto zu machen, konnten wir uns doch nicht nehmen lassen!

Den zugegebenermaßen nicht ganz unanstrengenden Weg zum Oktopus erweiterten wir bei der Gelegenheit gleich noch um weitere 2 km und machten einen Schlenker zum Monte de San Pedro. Der Monte San Pedro bietet einen wunderbaren freien Ausblick nach Nord, West und Ost und auf den Torre de Hercules, der von dort aus aufgrund der Entfernung nur winzig klein erscheint (Marlons Finger) und damit unweigerlich die Frage der Jungs aufwirft, ob wir w i r k l i c h den ganzen Weg von 9 km auch wieder zu Fuß zurücklaufen müssen…… wir mussten….

Von diesem Aussichtspunkt konnten wir uns schon einmal einen ersten Eindruck von der Tour der nächsten Tage, entlang der Costa de la Muerte machen.

Wir nutzen die Verschnaufpause oben im Park des Monte San Pedro, um etwas mehr über die Costa de la Muerte, die „Küste des Todes“, in Erfahrung zu bringen. Sie erstreckt sich über Dutzende von Kilometern entlang der Nordwestlichen Küste Galiciens. In der Antike haben die Menschen diesen Küstenbereich, wie wir erfahren, als Finisterrae, als Ende der Welt, das Tor zum Jenseits, angesehen. Wenn man hier die zum Teil ins Meer ragenden Kaps anschaut, die vom besonders in den Wintermonaten wild tobenden Ozean zerklüftet sind, dann fällt es nicht schwer, die Namensgebung nachzuvollziehen. Tatsächlich war die Costa del Muerte Schauplatz vieler Schiffsunglücke, deren zahlreiche Wracks in unseren Navigationskarten verzeichnet sind.
Daneben kosten Küste und Ozean aber auch heute noch Menschenleben, besonders bei den Percebeiros, den Entenmuscheltauchern. Sie springen von Felsen zu Felsen, um den zum Teil gewaltigen Wellen auszuweichen, um dann bei halbwegs passender Gelegenheit zu versuchen, die Percebes zwischen den Felswänden hervorzutauchen. Zahlreiche weiße Kreuze säumen die Costa de la Muerte; jedes einzelne steht wie ein stummes Mahnmal für einen dort tödlich verunglückten Fischer, er sein Leben bei der Jagd nach dem galicischen Gold gelassen hat.
Und während wir diese Fakten zusammentragen, stehen wir staunend und ehrfürchtig zugleich und blicken gedankenverloren auf den berühmtberüchtigten und sagenumwobenen Küstenabschnitt, den wir in den kommenden Tagen passieren wollen. Der Atlantik lässt es sich nehmen, unser Kopfkino mit stattlichen Wellen, die sich an den Felsen unter ohrenbetäubendem Lärm brechen, zu untermalen. „ Schaurigschön ist hier,“ denken wir uns und sind froh, ausreichend Zeit zu haben, um zu warten, bis die Wetterverhältnisse passen, um A Coruna zu verlassen.

Für uns gilt seit Beginn der Reise der Grundsatz „Wir haben doch Zeit!“, so dass wir immer das einfachste und angenehmste Wetterfenster abwarten, um entspannt weitersegeln zu können. Statt unter Zeitdruck los zu hetzen, nutzen wir die Zeit vor Ort, genießen ihn kulinarisch und erwandern die Ortschaften und die Natur rundherum. Das fällt bei den vielen tollen Tapasbars nicht schwer.

Da wir am Ende des Tages und unseres Spazierganges mehr als satte 18 km zurückgelegt haben, finden wir, dass wir zur Belohnung in einer dieser Tapasbars schön essen gehen sollten. Ob wir wohl Percebes probieren sollten?

Die Percebes, die Entenmuscheln, weckten unser weiteres Interesse und bei unseren Recherchen im Rahmen des Biologieunterrichts stellen wir fest, dass es sich bei ihnen gar nicht um Muscheln sondern um Rankenfußkrebsen gehören. Sie stellen in Galicien eine Delikatesse dar und werden allerorts stolz in den Restaurants angepriesen. Wo die Nachfrage entsprechend hoch ist, wird auch versucht, das Angebot anzupassen. Und so leiden auch die Populationen der Percebes an Überfischung und können nicht so schnell nachwachsen wie sie gesammelt werden. Üblicherweise benötigen die Percebeiros, die Entenmuschelsammler, ebenso wie die anderen Fischer, eine Genehmigung. Aufgrund der starken Nachfrage und des hohen erzielbaren Preises (um 350 € pro kg zu Weihnachten !) haben sich regelrechte Banden gebildet. Uns schreckt neben all diesem neu gewonnenen Wissen um diese für uns fragwürdige Delikatesse deren extrem unattraktives Aussehen dieser an Reptilienfüße erinnernden Köstlichkeiten (?) so sehr ab, dass wir erst gar nicht nach deren Preis fragen. Die Galicische Küche ist so vielfältig und so köstlich, dass wir es bei den Percebes lieber beim bloßen Anblick belassen und uns stattdessen den Papas Arrugadas, Polbo & Co zuwenden.

A Coruna bot uns darüber hinaus die Möglichkeit, in einem kleinen PC-Shop die in Gijon mittels Wasser geschrottete Festplatte (wir berichteten bereits darüber) reparieren zu lassen. Ein längerer Fußmarsch durch die Stadt und eine kurze Schilderung des Problems schienen der lediglich Spanisch-sprechenden Inhaberin zu genügen und sie versprach, die Reparatur in 2 Tagen zu realisieren. „Wunderbar! Alles klar! Rückweg!“, stand für uns freudestrahlend fest. Auf halbem Weg fiel uns dann jedoch ein, dass wir bei all unserer Freude über die geglückte Kommunikation und die uns in Aussicht gestellte alsbaldige Reparatur des PCs in diesem kleinen Shop nicht nach dem Preis gefragt hatten! „Grrmmmpf! Na das wird spannend!“, grummelten wir, ein wenig ärgerlich auf uns selbst, vor uns hin.
Als wir nach zwei Tagen voller Spannung ob des Preises den PC abholten, wurden wir positiv überrascht. Die neue Festplatte war inklusive der Kosten für den Einbau und des Versuchs der Datenrettung nicht wirklich teurer als bei den einschlägigen großen Elektronikhändlern. Also haben wir noch schnell eine externe Festplatte dazu geordert! Ende gut, alles gut – zumindest hinsichtlich des Laptops.

Ein größeres Projekt hingegen war der noch immer defekte Tankgeber! Wir warteten eine gefühlte Ewigkeit auf die DHL Lieferung und ließen es uns nicht nehmen, zum Teil mehrfach täglich im Büro der Marina nach dem Paket für uns zu fragen. Die Damen im Büro wurden unseres Anblicks nicht müde, behielten zumindest ihre überaus freundliche Art bei, und schüttelten jedes Mal mit großem Bedauern den Kopf. Wir konnten uns diese übermäßig lange Zustelldauer nicht erklären. Die anschließende Online-Sendungsverfolgung jagte uns einen ordentlichen Schrecken ein: Das Paket war schon längst in A Coruna und sollte nun bereits wegen Unzustellbarkeit wieder zurückgesandt werden! Jetzt kam Hektik auf, da diese Informationen nur auf der spanischen Seite von DHL zu finden waren. Der anschließende Telefonanruf bei DHL in A Coruna brachte wider Erwarten tatsächlich neue Erkenntnisse und Entspannung. Wir landeten anders als erwartet, nicht in irgendeinem Call Center sondern quasi direkt bei einem Mitarbeiter, der unser Paket umgehend ausfindig machte und es sofort auf den Weg zu uns brachte. Und tatsächlich: Am nächsten Tag war das Paket da und die Freude -zunächst- groß! Also hieß es auspacken, Revisionsluke des Dieseltanks mit ca. 150 Schrauben öffnen, Dieselgeber ausbauen, neuen einbauen! Alles klappte, wenn es auch zeitaufwendig war, wie am Schnürchen. Nun fehlte nur noch der elektrische Anschluss….“Komisch, der alte Geber hatte doch zwei Anschlusskontakte und der neue hat nur einen????“, grübelte Sascha laut vor sich hin. Und dann offenbarte sich ihm die gesamte Problematik: „Mist! Das ist ja gar kein massefreier Geber!“
Da die Gepetho aus Aluminium besteht, haben wir ausdrücklich einen massefreien Geber bestellt. „Dann haben wir also mehr als eine Woche auf ein Paket mit dem falschen Teil gewartet?“, resümierte Marlon fassungslos, was mit entsprechendem Schulterzucken quittiert wurde.

Also werden wir den ganzen Spaß noch einmal haben, wobei die Lieferung dann auf die Kanaren erfolgen muss, was zeitlich eine besondere Herausforderung darstellen wird!

Wie in vielen anderen Orten im Süden fielen auch hier die schmiedeeisernen hübschen Balkone wie auch die kunstvollen Türgriffe auf, wobei sich schnell ein Lieblingsmotiv herauskristallisierte: die Hand der Fatima. Es handelt sich um Türklopfer aus schwerem Material wie Bronze, Eisen oder Schmiedeeisen gefertigt, um an den zum Teil sehr prunkvollen, oder ehemals prunkvollen, massiven Holztüren ein gut vernehmbares Klopfgeräusch zu erzeugen. Die Hand der Fatima stellt ein Schutzsymbol dar und soll böse Blicke von dem Haus und den Bewohnern fernhalten – unsere neugierigen Blicke haben sie hingegen angezogen.

Wenngleich uns A Coruna recht gut gefallen hat, waren wir doch mehr als froh, als wir am 21.08.18 morgens um 8:00 Uhr endlich den Hafen verlassen konnten. Wir waren froh, endlich wieder draußen ungebunden auf dem Meer zu sein und etwas Strecke zu machen.
Da lag sie nun vor uns: die berühmtberüchtigte Costa de la Muerte. Uns zeigte sich dieser Küstenabschnitt glücklicherweise, wie meteorologisch prognostiziert, von seiner gutmütigsten Seite, so dass wir die tolle Aussicht auf die Felsküste genießen konnten.

Auf der Fahrt bewahrheitete sich auch, was wir bereits von mehreren Seiten zu hören bekommen hatten: Hier scheint es eine Art Wetterscheide zu geben. A Coruna haben wir bei gerade einmal 24 Grad verlassen, während wir am darauffolgenden Tag bereits 33 Grad zu verzeichnen hatten. „ Herrlich! Hoffentlich erwärmt sich der Atlantik auch entsprechend, so dass wir endlich auch mal tauchen gehen können“, dachten wir uns.

Da wir einerseits getreu dem Motto „Geduldiger Segler hat immer guten Wind“ reisen und auch gerne einmal länger an einem Ort verweilen, andererseits aber feste Zeitpläne für die Überfahrt nach Madeira Mitte September hatten, entschieden wir uns schweren Herzens dagegen, auch noch die schönen Rias in Galicien anzulaufen, die ein paar Tage Urlaub dort ganz ohne Frage wert gewesen wären. Das werden wir noch einmal nachholen müssen. Das Naturschutzgebiet vor Baiona, die Cies- Inseln, ist ebenfalls eine nähere Betrachtung wert. Wir sind hier mit dem ersten Licht des Morgens im Dickicht des Nebels angekommen und hätten eine Mütze voll Schlaf gut gebrauchen können.

Leider hatten wir eine “Kleinigkeit” übersehen: Um dieses Gebiet passieren zu dürfen bedarf es einer Nautical Permission, die man vorher schriftlich beantragen muss. Diese hatten wir auch beantragt und sogar bekommen und sind dann freudestrahlend in die Cies gefahren, um dort mit der SY Mamosa und einer weiteren norwegischen Segelyacht zu ankern. Beim nochmaligen, naja, sagen wir mal beim erstmaligen genaueren Lesen der uns erteilten Erlaubnis stellten wir leider fest, dass wir nur die Durchfahrtsgenehmigung hatten, die Anchor Permission, aber noch zusätzlich hätten beantragen müssen. Dieses geht zwar online, ist jedoch auf eine gewisse Anzahl an Schiffen begrenzt und wurde uns für den begehrten Tag versagt. So haben wir unverrichteter Dinge, ganz nach dem Motto „wie gewonnen so zerronnen“ das Naturschutzgebiet lediglich passiert, unseren norwegischen dort ankernden Freunden einen etwas zerknirschten Blick zugeworfen und haben dann anschließend in Baiona festgemacht. Beim nächsten Treffen mit unseren norwegischen Freunden gab es übrigens einen ziemlichen Lacher als wir feststellten, dass wir offensichtlich die einzig „Dummen“ gewesen waren, die die Nautical Permission genauer gelesen und sich demzufolge um eine Anchor Permission gekümmert haben und sich von der fehlenden Genehmigung haben abhalten lassen… (… hätten wir mal etwas Vernünftiges studiert….).

Die Tage in Baiona waren traumhaft. Das kleine historische Zentrum ist geprägt durch mittelalterliche Steinhäuser und Kirchen voller Gold in kleinen schmalen Gassen, in denen sich auch unzählige Bars und Restaurants befinden. Auch hier merkte man, dass es sich um Ausläufer des Jakobswegs handelte, denn auch hier standen zur Verpflegung der Pilger alle paar Meter Wasserflaschen und reges Treiben durch Touristen belebte die Gassen des ansonsten nur ca. 12.000 Einwohner zählenden Baionas. Selbst tagsüber waren die Restaurants gut gefüllt und ab 20:30 Uhr schien ganz Baiona mit all seinen Touristen auf den Beinen zu sein.

Vor der Altstadt liegt eine mächtige Festung, das Castillo de Baiona, die auf jeden Fall einen Spaziergang wert ist. Auch die weitere Gegend um Baiona lud zu weiteren kilometerlangen Spaziergängen und ein paar schönen Strandtagen ein. Leider waren die Wassertemperaturen entgegen all unserer Hoffnung nur unwesentlich, nämlich auf 18 Grad Celsius angestiegen, so dass wir von einem Bad im kühlen Nass Abstand nahmen.

Die Abendstimmung in diesem Hafen war unübertroffen.

Wettertechnisch überraschte uns Baiona in diesen Tagen relativ häufig mit dichtem morgendlichen oder abendlichem Nebel und so waren wir gar nicht so furchtbar traurig, letztlich nicht im Naturschutzgebiet der Cies im Nebel vor Anker zu liegen.

Olfaktorisch war Baiona eine echte Herausforderung: der Geruch des Atlantiks mischte sich dort mit dem wahrhaft köstlichen Duft der zahlreich dargebotenen Tapasvariationen und Paella auf der einen Seiten und dem Bacalao auf der anderen Seite. Bacalao ist Stockfisch / Trockenfisch, der durch Trocknung haltbar gemachte Kabeljau. Diese Konservierungsmethode wird – trotz des üblen Geruchs- bereits seit dem 8. Jahrhundert verwendet. Obgleich wir als Segler eine grundsätzliche Begeisterung für derartig effektive Konservierungsmethoden haben, sehen wir in Anbetracht des strengen Geruchs vom Kauf des Fisches ab und genießen stattdessen lieber die aus dem Bacalao zubereiteten Speisen, die wahrhaft köstlich sind, wie z.b. die mit Bacalao gefüllten Empanadillas.

Und auch an Bord konnten sich die kulinarischen Ergebnisse durchaus sehen lassen. Wir zauberten einen wunderbar duftenden und köstlichen spanischen Orangenkuchen in unserem Omnia und zauberten die von Julius so heißgeliebten Albondigas und Piementos de Padron.

Am 27.08.18 war es dann soweit und der Abschied von Spanien stand an. Marlon ergriff das Steuer als Erster und brachte die Gepetho auf den Weg.

Mit Nordwind von Achtern und sehr gemäßigter Welle haben wir uns um 10:20 Uhr etwas später als geplant auf den Weg Richtung Portugal gemacht. Nach dem üblichen Einholen der Leinen und Fender und Verstauen / Befestigung derselben saßen wir nach nur einer Viertelstunde gemütlich an Deck als ein dumpfes Geräusch am Rumpf unsere Aufmerksamkeit einforderte. Wir guckten uns kurz verdutzt an, dann stellte Marlon fest: “Das war ein Fender. Da hat jemand seinen Kugelfender verloren.“ „Das ist unser Kugelfender!“ stellte Sascha zähneknirschend fest und wollte schon weitersteuern. Aber er wurde von der Mannschaft überstimmt und kurzerhand, um eine Meuterei in Anbetracht des drohenden Verlustes zu verhindern, drehte er bei und startete das Boje-über-Bord-Manöver. Wie immer, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, dann schlägt Murphys Law zu: Mit dem Bootshaken versuchten wir den dicken Kugelfender zu erwischen. Aber der Druck der Wellen, die durch die Schiffsbewegung gegen den Fender drücken und der sich zuvor gelöste Knoten in der Leine des Fenders erschweren den ersten Zugriff als plötzlich auch der Bootshaken neben dem Fender treibt. Die beiden schienen eine unheilige Allianz gebildet zu haben und die Miene des Skippers verdüsterte sich schlagartig. Aber die Willensstärke sowie ungeahnte akrobatische Fähigkeiten seiner Crew führen im zweiten Anlauf zu einer erfolgreichen Rettung der beiden Überbordgegangenen (Gegenstände) und wurden mit triumphierendem Siegerlächeln nun endgültig sicher verstaut.

Naja, wenn es weiter nichts ist, oder? Mit derartigen „Pleiten, Pech und Pannen“ können wir gut leben 😉