Nach der wirklich entspannten Überquerung der Biskaya, vor der wir doch schon ordentlichen Respekt hatten, sind wir aufgrund eines Tipps unserer norwegischen Segelfreunde – der SY Mamosa- nicht, wie ursprünglich geplant, nach A Coruna gefahren sondern haben Gijon angesteuert.
Der Hafen liegt inmitten einer wunderschönen kleinen Altstadt mit vielen Restaurants und Bars, in denen zum Teil bis in die Morgenstunden gefeiert wird. Dennoch ist es im Hafen selbst sehr ruhig, so dass der Aufenthalt im Hafen von Gijon die perfekte Kombination von Ruhe und Erholung und dem Genuss des Stadtlebens darstellt. In einer der vielen Tapasbars haben wir zusammen mit der SY Mamosa, wenn auch nicht bis in die Morgenstunden (ein wenig müde waren wir nach der dreitägigen Überfahrt dann doch), unsere erfolgreiche Biskayaüberquerung gefeiert.
In Gijon haben die Jungs als allererstes Pinocchio, unser kleines rotes Dinghy, aufgebaut, um den Weg zu den Aseos, den Sanitäranlagen, zu verkürzen. Zu Fuß hätte man ansonsten um das wirklich große Hafenbecken komplett herumlaufen müssen.
In Roscoff war den Jungs das Dinghyfahren aufgrund des starken Schwells durch die Hafenmeister untersagt, so dass sie in Gijon einiges aufzuholen hatten. So erkundeten sie den weitläufigen Hafen mit Pinocchio sowohl unter Motor wie auch unter Segel und machten hierbei die tollsten Entdeckungen, z.B. die Mole voller kleiner schwarzer „Krabbelkrabben“ in den Abendstunden oder auch Röhrenwürmer und Seeigel unter den Stegen.
Sie besuchten auch die SY Mamosa, bei der noch weitere Kinder anderer norwegischer Familien, von der SY Elvira wie auch der SY Emotion, zu Besuch waren.
Monika und Martin von der SY Mamosa luden uns alle zu einem tollen Deutsch-Norwegischen-Kennlernabend ein, da wir alle die kommenden Monate eine ähnliche Segelroute verfolgen und sich unsere Wege demnächst sicherlich noch häufiger kreuzen werden.
An diesem Abend ist uns bewusst geworden, dass wir bislang noch kein einziges deutsches Schiff mit Kindern getroffen haben, dafür aber schon 3 norwegische Familien. Wenn man mal bedenkt, dass Norwegen insgesamt nur eine Bevölkerungszahl von nur 5,2 Millionen Einwohnern aufweist, dann müssten uns rechnerisch bei 82,6 Millionen Deutschen eigentlich bislang mindestens 47,65 deutsche Schiffe mit Kindern im Hafen begegnet sein….
Es war ein schöner Abend mit all den Norwegern, die immer so freundlich sind und alle untereinander Englisch sprechen, um uns zu integrieren, was wir wirklich beachtlich finden und sehr genießen.
Der Abend war im wahrsten Sinne des Wortes feucht-fröhlich: irgendwann begann es zu regnen; ach, was sagen wir, es war ein ausgewachsenes Gewitter mit ordentlich Wind und noch viel mehr Regen! Es goss wie aus Eimern. Wir hatten leider zuvor versäumt, die Fenster und den Niedergang komplett zu schließen und mussten am darauffolgenden Tag feststellen, dass ein Teil des Regens durch den starken Wind seinen Weg nicht nur bis auf das Parkett am Niedergang sondern ausgerechnet auch in den Bordcomputer gefunden hatte. Ein kleines verräterisches Rinnsal an der rechten unteren Seite des Notebooks sprach Bände und ließ unsere Gesichtszüge entgleisen: auf dem Notebook sind sämtliche Navigationsprogramme gespeichert. Wir hatten aber Glück im Unglück und ein weiteres bereits voll mit Navigationssoftware bestücktes Notebook an Bord. Im Nachgang stellten wir fest, dass es nur die Festplatte des Bordcomputers erwischt hatte, womit der Schaden finanziell überschaubar war.
Zunächst versuchten sie die Jungs im Hafen noch sehr ambitioniert, die hier weit verbreiteten Meeräschen zu fangen und damit zur Versorgung der Mannschaft beizutragen.
Der Appetit hierauf stellte sich jedoch unverzüglich ein, nachdem sie in unserem Buch “Meeresfische Europas” lasen, dass sich die dicklippige Meeräsche neben Algen auch sehr gerne von organischem Abfall (wir ersparen an dieser Stelle nähere Erläuterungen und setzen stattdessen entsprechende biologische Kenntnisse -alternativ Fantasie- voraus) ernährt, den sie den lieben langen Tag genüsslich aus dem Hafenbecken filtriert.
Da nunmehr das Angelglück mehr im Hochseebereich gesucht werden sollte, musste neben der bereits vorhandenen Angel noch weiteres entsprechendes Equipment beschafft werden. Dank Google machten wir den wohl einzigen in Gijon vorhandenen Angelladen ausfindig, welcher jedoch 4 km entfernt war. Nach einem etwas zähen Fußmarsch erreichten wir dann schweißgebadet den Angelladen. Die täglichen kilometerlangen Fußmärsche für all den Erwerb des täglichen Bedarfs prägen unser Leben an Bord übrigens sehr und werden von den Jungs mal mehr, mal weniger gut – je nach angesteuertem Ziel-, überwiegend zumindest aber recht gutmütig, hingenommen.
In diesem Fall sollte es zum Angelladen gehen, da sind 4 km sprichwörtlich ein Spaziergang ;), während auf den 2 km zum Supermarkt die Miene bisweilen doch schon mal recht motzig ausschauen kann.
Im Angelladen angekommen bemühte Marlon die Übersetzung des Google-Translators, um nach einer Schleppleine zu fragen. Der Herr an der Ladentheke schaute zunächst etwas ratlos. Dann erklärte er uns, natürlich auf Spanisch, was zu tun sei. Wir haben kein einziges Wort verstanden, seinen Gesten aber entnommen, dass er eine solche Leine nicht anbieten könne, er stattdessen aber einen Laden weiter nordwestlich gelegen empfehlen könne. Da er dabei auch das Wort „Citroen“ fallen ließ und wir dank Google wussten, dass es keinen weiteren Angelladen in der Nähe gibt, kamen bei uns ernsthafte Zweifel auf, ob er uns richtig verstanden hatte. Wie ließen unseren Blick durch den Laden schweifen und entdeckten sodann das Objekt unserer Begierde: eine wirklich starke Angelschnur, die man als Schleppleine benutzen kann. Das mittlerweile durch Bedauern geprägte Gesicht des engagierten Herren erhellte sich, dann musste er lachen und wenig später begriffen wir: Es stellte sich heraus, dass wir aufgrund der Google-Übersetzung nach einer KFZ-Abschleppleine gefragt hatten! Nach dem Lösen dieser Verständigungsprobleme und nach allgemeiner Erheiterung war das entsprechende Equipment nebst Gaff schnell zusammengestellt. Die Schnur soll laut Beschreibung bis zu 78 kg schwere Fische halten, wobei wir inständig hoffen, einen solch großen Fang nicht zu machen. Wir haben nämlich kein Gefrierfach und nur ein vergleichsweise kleines Kühlfach an Bord; mal ganz abgesehen von dem Kraftakt, den Fisch an Bord zu bekommen und ihn ins Jenseits zu befördern (davor graut es der weiblichen Besatzung der Gepetho noch ganz besonders).
Nach dem Kauf haben wir uns übrigens von erfahrenen Langfahrtseglern sagen lassen, dass wir da nur Spielzeug gekauft haben und stattdessen lieber nur unsere Hochseeangel nutzen sollen bzw. zumindest noch einen Ruckdämpfer an der Handangel installieren sollen. Wir werden – hoffentlich- bald von eigenen Erfahrungen berichten können. Aller Anfang ist schwer – sowohl bei der Langfahrt wie auch beim Angeln sind wir Rookies und freuen uns immer sehr über die Tipps der erfahrenen Salzbuckel.
Gut ausgerüstet und zusammen mit den norwegischen Booten, der SY Mamosa und der SY Emotion, ging es dann weiter nach A Coruna und wir waren wild entschlossen, dieses Mal alles an Angelequipment aufzufahren, was wir zu bieten hatten, um einen kapitalen Fisch zu fangen…