Der erste größere Schlag führte uns ab 7:00 Uhr morgens von Cuxhaven nach IJmuiden in den Niederlanden, was in etwa 200 sm bedeutet (die Nichtsegler rechnen die 200 Seemeilen x 1,852, um die Kilometerangabe zu erhalten ;)).
Die Fahrt verlief unspektakulär. Das Wetter verwöhnte uns durchgängig mit Sonne, nur der Wind ließ hinsichtlich Richtung und Stärke bisweilen zu wünschen übrig, so dass wir ein paar Stunden- unter Protest – motoren mussten. Aber wir waren wild entschlossen, Strecke zu machen. Während der Fahrt lobten wir noch die Sparsamkeit des Motors und die Ergiebigkeit des bereits im vergangenen Jahr in Schweden getankten Diesels: Die Tankanzeige des Haupttanks veränderte sich nahezu nicht. Beim wiederholten Umpumpen vom Haupttank in den Tagestank nach ca. 17 Stunden Fahrt mussten wir jedoch feststellen, dass der Motor wohl sparsam ist, jedoch weniger sparsam war als die Tankanzeige uns Glauben machen wollte: Der Haupttank war leer. Der Geber im Haupttank hatte sich offensichtlich verklemmt. Wenngleich der Tagestank mit knapp 80 l nahezu voll war, entschieden wir, bei dem nur mäßigen Wind, den Jockel besser ruhen zu lassen und nur noch zu segeln. Dies erklärt den zeitweise doch etwas kuriosen Streckenverlauf, der aufgrund der ständig springenden Windrichtung – häufig genau die Nase- nicht der direkten Fahrtrichtung entsprach. Wir kreuzten mehrere Stunden, ohne unserem Ziel wirklich näher zu kommen und der Käptn fragte gegen 4 Uhr in der Frühe irgendwann genervt, ob wir denn nur noch im Kreise fahren würden.
Der anschließende Sonnenaufgang brachte ausreichenden Wind aus der richtigen Richtung, so dass wir einen wundervollen Tag auf See genossen.
Im Vergleich zur geplanten Reisezeit verlängerte sich unsere Überfahrt von den geplanten 37 Stunden zwar um weitere 6 Stunden, was unserer guten Laune jedoch keinen Abbruch tat. Den Helder querab reduzierte sich der Wind am zweiten Abend wieder. Die sonst oft so ruppige Nordsee gab sich zahm und präsentierte sich als Ententeich. Statt der häufig vorherrschenden rauhen Wellen blickten wir jetzt auf eine annähernd bleiernd glatte See. Aufgrund des wenigen Windes setzten wir unseren herrlich bunten Blister, um wenigstens etwas Vortrieb zu erhalten.
Die Tidenströmung half auch etwas mit, so dass wir bei nur 6 kn Wind aus Nord-West immerhin 4 kn Fahrt über Grund machten. Das war eine anständige Ausbeute, wenn man mal betrachtet, dass die Gepetho ca. 12 t wiegt.
Den aufkommenden Hunger stillten wir mit der guten NVA-Feldsuppe der Klädener Suppen Manufaktur, die wir von Freunden zum Abschied als “Notproviant” erhielten.
Es schloss sich eine weiterhin schöne Fahrt in die nächste Nacht an.
Gegen 01:30 Uhr erreichten wir im Stockdunkeln bei nun gekenterter Tidenströmung die Hafenzufahrt IJmuiden. Vor der Hafeneinfahrt herrschte ein ziemlich starker Querstom, der die Angelegenheit noch einmal spannend machte. Trotz der fortgeschrittenen Stunde und der recht langen Fahrzeit waren wir aufgrund des Traffics der zahlreichen Berufsschifffahrt vor IJmuiden keineswegs müde sondern vielmehr hoch konzentriert und mit Spaß bei der Sache. Marlon, natürlich ebenfalls hellwach und mit großem Scheinwerfer auf dem Vorschiff “bewaffnet”, brachte das notwendige Licht ins Dunkel und wies uns einen geeigneten und ruhigen Liegeplatz in der Marina zu. Dort ließen wir uns zum Abschluss unseres ersten langen Schlages unserer Reise bei warmen Temperaturen einen guten Rum als Anleger schmecken und fielen anschließend todmüde, aber glücklich, in die Koje.