Noch 110 Tage…

Wir werden nahezu täglich gefragt, ob wir denn schon aufgeregt sind und stellen dann jedes Mal selbst verblüfft fest, dass wir (noch) ziemlich entspannt sind. Aber so langsam steigt natürlich auch bei uns die Spannung. Wir zählen die Tage herunter und amüsieren mit der Präsentation unseres Countdowns zumeist unser Umfeld, das schon gehörig mitfiebert. Einige Freunde kommen bereits jetzt auf uns zu und fragen nach einem Abschiedstreffen. Das fühlt sich schon ein wenig seltsam an, denn nach Abschied ist uns noch gar nicht so recht zu Mute. Daneben weist etwas anderes auf unsere bevorstehende Abfahrt hin: in unserem Arbeitszimmer türmen sich bereits diverse Sachen, die alle u-n-b-e-d-i-n-g-t mit an Bord müssen, womit letztlich die Herausforderung wächst, alles nicht nur unterzubringen sondern im geeigneten Moment an Bord auch irgendwann wiederzufinden.

Am vergangenen Wochenende waren wir in Neustadt bei der Bundespolizei See und haben dort an dem vom Piraterie Präventionszentrum angebotenen Workshop für Blauwassersegler teilgenommen.

Wir legen jedem, der Ähnliches vorhat, diesen Workshop ans Herz. Das gesamte Team, inklusive des Leiters des Stabsbereichs Maritime Sicherheit, haben sich an diesem Wochenende Zeit für uns genommen. Es waren zwei sehr kurzweilige Tage voller Infotainment, an denen wir z.B. Vorträge gehört haben über die Gefahren während einer Weltumsegelung und die Erkenntnisse und Statistiken zu verschiedenen Seegebieten, psychologischen Belastungen bei einem Raubüberfall und als Geisel, technische Präventionsmöglichkeiten sowie Verhalten bei Antreffen von Flüchtlingen auf hoher See. Spannend war daneben auch die Vorführung auf dem Schiff der Küstenwache mit einer Nebelanlage zur konkreten Abwehr eines Angriffs.

 

Zwischenzeitlich hat man sprichwörtlich nicht die Hand vor Augen gesehen.

Alles in Allem war es ein gewinnbringender Service, für welchen wir uns ganz herzlich bedanken.

Auf dem Workshop für Weltumsegler haben wir noch von 2 weiteren Familien erfahren, die zeitgleich mit uns in der Karibik segeln werden und haben weitere Segler (wieder-)getroffen, die ebenfalls an der ARC von Gran Canaria aus teilnehmen werden.

Als Gastreferent war Sönke Roever auf dem Workshop, den wir zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern bereits in Orth auf Fehmarn bei Treffen des TransOcean e.V. kennengelernt hatten. Sönke und seine Frau Judith sind 3 Jahre lang um die Welt gesegelt und haben das Ganze sehr schön in ihrem Buch „1200 Tage Samstag“ (ISBN 978-3-7688-3320-2) beschrieben.

Auf dem Workshop hat Sönke uns Teilnehmern davon berichtet, welche Gefahren, scheinbaren Gefahren und auch nur vermuteten Gefahren im Hinblick auf Piraterie der SY Hippopotamus unterwegs begegnet sind und schloss seinen informativen wie auch amüsanten Vortrag mit dem Fazit, dass sie 35 Länder bereist und 35000 Seemeilen zurückgelegt haben und dabei lediglich einen Schäkel eingebüßt haben. Er bestärkte uns in unserer Strategie, Gebiete, welche für besondere Gefahren der Piraterie oder für  Raubüberfälle bekannt sind, einfach auszulassen. Schließlich gibt es so viele schöne Orte auf der Welt, dass man auf den einen oder anderen auch einmal verzichten kann, wenn es der Sicherheit dient.

Diese Treffen, insbesondere die, bei denen man wie an diesem Wochenende auf Segler trifft, die die Nordatlantikroute bereits einmal bereist oder aber sogar die Weltumsegelung ganz vollbracht haben, steigern die Vorfreude dann umso mehr.

Abschließend haben wir aufgrund des Umstands, dass wir mit 2 Kindern unterwegs sind, noch das konkrete Angebot von der Bundespolizei See bekommen, dass wir vom Piraterie-Präventionszentrum auf bestimmten Strecken geplottet werden. Das ist ein herausragendes Angebot, über das wir uns sehr gefreut haben und das einem ein wirklich gutes Gefühl in der Ferne vermitteln wird.

Nach dem Seminar haben wir noch die Crew der SY Venga besucht, die mit ihrem damals 6-jährigen Sohn 2015 / 2016 ebenfalls die Nordatlantikrunde mit ihrem Segelschiff gemacht haben. Neben einem netten Klönschnack an Bord der SY Venga haben wir uns, wie bei den Treffen zuvor, auch mal wieder einige wertvolle Tipps abgeholt.

Nebenher stellen wir uns die Frage, wann wir von Großenbrode, wo die SY GEPETHO zurzeit liegt, dann endlich durch den Nordostseekanal fahren können. Aufgrund diverser Einladungen und Termine an den kommenden Wochen gestaltet sich dieses zunehmend etwas schwierig. Hinzu kommt, dass in Kiel-Holtenau derzeit aufgrund der schweren Havarie des Frachters „Akacia“ Mitte Februar nur noch eine Kammer der Schleuse des NOK zur Verfügung steht. Nach jetziger Planung des Wasser-und Schifffahrtsamtes soll die 2. Kammer der großen Schleuse in der letzten Märzwoche wieder für den Schiffsverkehr freigegeben werden. Wir hoffen das Beste, um nicht den Umweg über Skagen oder durch den Aalborgsund machen oder einen langen Stau in Kauf nehmen zu müssen.

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